Hyundai liefert den ersten Wasserstoff-Lkw in Serie aus

Die Zukunft klopft an die Schweizer Haustür. Die erste Serie an Wasserstoff-Lkw wird nach Europa ausgeliefert. Wir haben alle Daten und Fakten gesammelt.
Datum:
10.07.2020Autor:
Fabian FaehrmannLesezeit:
3 minEs ist schon ein kleines Novum in der noch verhältnismäßig jungen Wasserstoff-Branche. Erstmals bringt mit Hyundai ein Autobauer einen Lkw in Serienproduktion auf den Markt. Der „Xcient Fuel Cell“ wurde bereits 2018 vorgestellt und wird jetzt in zehnfacher Ausführung in die Schweiz ausgeliefert. Insgesamt soll die Flotte bis Jahresende auf 50 Fahrzeuge anwachsen, bis 2025 will der Hersteller 1600 Lkw in die Schweiz bringen.
Was kann er?
Der Xcient Fuel Cell hat zwei Brennstoffzellen à 95kW. Der Tank fasst gut 32 Kilogramm Wasserstoff. Das klingt nach wenig, soll aber für bis zu 400 Kilometer Reichweite sorgen. Leider gibt es in den offiziellen Zahlen (siehe unten) noch keine Angaben dazu. Das Auftanken des Lasters soll acht bis 20 Minuten dauern. Sein Höchstgewicht als Anhängerzug liegt den Daten nach bei 36 Tonnen.
Es steht und fällt mit der Infrastruktur
Ohne Tankstelle wird sich allerdings keiner der Xcient Fuel Cells lange auf der Straße halten. Deshalb hat die Hyundai Motor Company schon im vergangenen Jahr gemeinsam mit dem Schweizer Unternehmen H2 Energy das Joint Venture Hyundai Hydrogen Mobility (HHM) gegründet. Dieses soll primär die Lkw an Transport- und Logistikunternehmen vermitteln. HHM arbeitet wiederum mit dem Wasserstoffhersteller Hydrospider, eine Tochter von H2 Energy, zusammen. Gemeinsam soll ein Netzwerk aus H2-Tankstellen in der ganzen Schweiz aufgebaut werden. Das ist auch nötig: Denn dem Portal h2.live zufolge gibt es im Moment gerade einmal drei aktive H2-Tankstellen in der Schweiz.
Hyundai Xcient Fuel Cell Gallery

- Technische Daten Hyundai Xcient Fuel Cell (996.0 KB, PDF)
Das meint VerkehrsRundschau-Testredakteur Jan Burgdorf
"Man kann Hyundai zugutehalten, dass sie vorpreschen und das Thema Wasserstoff-Lkw in einem umfangreichen Feldtest angehen. Zudem bringt der Hersteller von Know-how aus seiner Pkw-Abteilung bei dieser Technik mit.
Grundsätzlich bin ich ein wenig vorsichtig, was die zeitlichen Einschätzungen von Hyundai angeht. Alle hier etablierten Hersteller (Daimler, MAN, Scania, DAF, Iveco, Renault und Volvo) sehen die Wasserstofftechnik für Lkw erst in frühestens zehn Jahren als ausgereift an. Vor allem das Thema Temperaturmanagement der Brennstoffzelle mit entsprechenden Kühlanlagen, für die an solche einem Lkw kaum Platz ist, geben die Hersteller als Hauptproblem an. Hyundai behauptet es schneller zu können, das darf schon verwundern. Immerhin können die Koreaner schon konkrete Fahrzeuge vorweisen, damit sind sie einen Schritt weiter als die neuen Player Nikola oder Hyzon, die außer großen Versprechungen noch nichts konkretes vorweisen können.Warten wir mal ab, wie der Feldtest verläuft und Hyundai dann das ehrgeizige Ziel von 1600 Lkw bis 2025 halten kann.
Hinzu kommt: Bislang bietet Hyundai in Europa keine Lastwagen an. Es müsste also zuerst ein flächendeckendes Servicenetz aufgebaut werden, was viel Geld kosten dürfte. Die Frage wäre, ob und wie der Hersteller das darstellen will."