E-Auto oder E-Fuels - was ist effizienter?

Eine Studie von Frontier Economics kommt zu dem Schluss, dass die Effizienz von batterieelektrischen Fahrzeugen der mit E-Fuels betriebenen gar nicht so überlegen ist, wie bisher angenommen.
Datum:
04.12.2020Autor:
Julia RichthammerLesezeit:
7 minDie Karten sind klar verteilt: Während die politischen Entscheider Elektromobilität als den Antrieb der Zukunft favorisieren, setzt die Mineralölbranche auf synthetische Kraftstoffe aus Wasser, Kohlenstoffdioxid und grünem Strom, sogenannte E-Fuels. Die Gründe für beide Haltungen sind ebenfalls klar: Die Politik weist auf die deutlich höhere Effizienz der Elektromobilität hin, während für E-Fuels die bereits bestehende Infrastruktur aus Tankstellen und Transportwegen weiter genutzt werden könnte.
An der Effizienz der beiden Lösungen setzt eine neue Studie der ökonomischen Beratung Frontier Economics an, die die Uniti Bundesverband mittelständischer Mineralölunternehmen und der Mineralölwirtschaftsverband (MWV) in Auftrag gegeben haben. Die Ergebnisse der Studie mit dem Titel „Der Effizienzbegriff in der klimapolitischen Debatte zum Straßenverkehr“ stellten die Forscher Jens Perner und Theresa Steinfort Ende Oktober bei einer Pressekonferenz vor.
Zunächst erläuterte Perner, dass ältere Studien zur Effizienz der Antriebe einen Unterschied in der Größenordnung von 70 Prozent gegenüber 13 Prozent zugunsten von batterieelektrischen Fahrzeugen (betrieben mit Ökostrom) feststellten. Die Ergebnisse dieser Studien, die Frontier Economics als konventionelle Effizienzbetrachtung bezeichnet, sind der Grund für den politischen Fokus auf Elektromobilität.
Weltweit statt national
Die neue Studie von Perner und Steinfort geht dagegen von veränderten Rahmenbedingungen aus. Dieses Konzept nennen die beiden gesamtheitliche Effizienzbetrachtung. Der große Unterschied: Die konventionelle Effizienzbetrachtung nimmt einen nationalen Blickwinkel ein. „Der Vergleich wird in einem Szenario durchgeführt, in dem wir bereits ausreichend erneuerbare Energie in Deutschland zur Verfügung haben“, erklärte Steinfort. Zudem berücksichtigen die Studien nur teilweise Netz- und Ladeverluste. Dagegen gingen sie und Perner in ihrer Analyse nicht davon aus, dass der erneuerbare Strom zwingend in Deutschland produziert werde. „Zumindest im Fall von Verbrennungsmotoren und Power-to-Liquid ist es sehr leicht möglich, den Strom zu transportieren und zu speichern.“ Deswegen sei es möglich, internationale Standorte mit mehr Sonnen- und Windstunden nutzbar zu machen und die dortigen hohen Erträge erneuerbarer Energien zu nutzen.

Darüber hinaus betrachteten Steinfort und Perner Parameter wie etwa saisonale Speicherung, Netztransport oder Klimatisierung im Sommer. Diese führen jeweils zu Effizienzverlusten auf dem Weg von der Stromerzeugung bis zur Nutzung im batterieelektrischen Fahrzeug. Die Effizienzverluste bei der Erzeugung von E-Fuels, die bei der Umwandlung von Strom in Wasserstoff, anschließend von Wasserstoff zu flüssigem Kraftstoff und bei Import und Verteilung entstehen, sind laut den Studienerstellern ebenfalls mit eingerechnet. Mit diesen Faktoren verschiebt sich vor allem die Effizienz von batterieelektrischen Fahrzeugen stark nach unten und liegt nur noch bei etwa 15 Prozent –und damit in einer vergleichbaren Größenordnung wie mit E-Fuels betriebene Verbrenner, konstatierten die Forscher.